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Die hier gezeigten Abhandlungen sind ausschließlich Thesen des jeweiligen Autors
und entsprechen nicht zwingend den Gegebenheiten...also lese mit Skepsis.

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Datum: 27.02.2017
Autor: Misna Orno
Thema: Semantik
Titel: Die Applicatio Vas Ex Tym
Der Vas Ex Tym ist eine verschollene Applicatio mit der es möglich sein soll, den Fluss der Zeit in einem Wirkungsbereich anzuhalten. In meiner Abhandlung versuche ich die mögliche Wirkungsweise herzuleiten und eine genauere Analyse der Formel zu vollziehen.

1) Die Formel der Applicatio
Dass die Applicatio aus den Runen Vas, Ex und Tym besteht ist eine Annahme. Diese Formel erscheint mir jedoch am schlüssigsten.
Weitere Möglichkeiten, wie die Applicatio heißen könnte, sind: An Tym Grav, In Ex Tym Grav, Vas An Tym und In Vas Ex Tym.

An Tym Gav, In Ex Tym Grav:

Auch wenn das Verbum Grav „Feld“ bedeutet, so sind die damit schaffbaren Phänomene in der Regel Wälle, so dass „Wall“ genau so gut als Bedeutung von Grav hergenommen werden kann. Eine Formel An Tym Grav oder In Ex Tym Grav würde also höchstwahrscheinlich ebenfalls einen Wall hervorrufen und nicht einen Wirkungsbereich.

Vas An Tym:

Übersetzt würde dies heißen: „Große Aufhebung der Zeit!“ Der Grund aber, warum ich an der Formel Vas An Tym große Zweifel hege ist, dass mir der Begriff „Aufhebung“ in diesem Zusammenhang nicht gefällt (gleiches gilt auch für die oben erwähnte Formel An Tym Grav). Wenn man die Zeit aufheben bzw. auflösen und damit nicht „nur“ anhalten würde, dann würde nach meinen Vorstellungen ein großes Nichts bleiben. Ein völliges, permanentes Auslöschen der Zeit hätte sicherlich fatale Folgen. Möglicherweise würde ein solcher Versuch auch einen Riss in unser Planum reissen, oder gar ins magische Gewebe und damit das Weltengefüge selbst. Ich kann daher nur eine Ausdrückliche Warnung vor der Kombination der Rune An mit der Rune Tym aussprechen.

In Vas Ex Tym:

„Erschaffe große Freiheit der Zeit“ wäre die Übersetzung. Während die Formel auf den ersten Blick sehr schlüssig klingt, kann man bei genauerer Betrachtung jedoch in Zweifel kommen, ob damit ein Wirkungsbereich geschaffen werden kann, wenn die Rune Vas sich nicht mehr in der Anfangsposition befindet. Bei allen bekannten Formeln, die einen Wirkbereich erzielen, steht Vas als erste Rune in den Formeln (vergleiche: Vas An Nox, Vas Uus Sanct, Vas Ort Flam, Vas Des Sanct, Vas Ort Grav).

Als abschließende Überlegung komme ich also zu dem Schluss, dass der Vas Ex Tym wohl die wahrscheinlichste Formel für die Applicatio ist. Die genaue Bedeutung lege ich im Abschnitt über die zweite Säule der Applicatio dar.

2) Die vier Säulen
a) Fokus
Das Ziel der Applicatio ist ein unbewegter Punkt. Der Wirker des Vas Ex Tym richtet seinen Fokus also auf einen beliebigen Punkt in seiner Nähe, der den Mittelpunkt des Wirkbereiches darstellt, und um diesen sich die Applicatio aufbauen soll.

b) Worte der Magie
Das Wort der Macht Vas mit der Bedeutung „groß“ deutet in dieser Formel darauf hin, dass die Wirkung wohl in einem gewissen Umkreis und nicht nur an einem Punkt zu spüren ist. Man könnte also in diesem Falle Vas auch mit „groß-flächig“ übersetzen. Ein ähnliches Verhalten dieser Rune kann bei allen anderen Zaubern, die einen Wirkbereich besitzen, beobachtet werden (siehe auch Kapitel 1).

Die Rune Ex steht allgemein für die Freiheit. Aber wie so oft ist die Übersetzung auch bei der Rune Ex nicht gänzlich einfach, weshalb eine tiefer greifende Interpretation dieser Rune wohl von Nöten ist.

In der Formel Vas Ex Tym kommt der Rune Ex die Bedeutung der Freiheit zu. Der Begriff „Freiheit“ muss hier allerdings genauer analysiert werden, da es bei einer Übersetzung mit „Große Freiheit der Zeit“ am ehesten noch eine Gegenteilige Wirkung erwarten lässt. „Freiheit“ interpretiert sich hier als das „frei sein von“ etwas.

Dieses „etwas“ ist in diesem Fall die Zeit.

Die Rune Tym deutet auf die Manipulation der Zeit hin und stellt in der Formel die zeitliche Komponente dar. Die Rune Tym steht für die Zeit und wenn man diese Rune in einer Applicatio sieht, so kann man annehmen, dass die Zeit in irgendeiner Hinsicht manipuliert wird.

Eine wörtliche Übersetzung der Worte wäre somit also: "Große Freiheit von Zeit!“

c) Paraphernalia
Verwendet werden bei der Applicatio Vas Ex Tym mit Sicherheit die Paraphernalien Alraune, Spinnenseide, Knoblauch und Blutmoos.
Die Alraune dient zur Focusverbreiterung und als Energieträger um die flächenhafte Wirkung zu ermöglichen.
Der Spinnenseide kommt die Bedeutung der Beschwörung, Herbeirufung und Bindung zu. Bei diesem Zauber ist die Spinnenseide für die Bindung relevant, nämlich als Bindung der Zeit.
Zum Schutz des Anwenders wird Knoblauch benötigt. Der Schutz geschieht insofern, als dass der Wirker selbst nicht vom Zauber erfasst wird und er sich trotz des Stillstandes in seiner Umgebung unbeeinträchtigt von der Wirkung bewegen kann.
Blutmoos wird häufig im Bezug auf Fortbewegung, Geschwindigkeit und Belebung verwendet. Das Paraphernalium ermöglicht also in dieser Applicatio den Zeitfluss, der ja eine Bewegung darstellt, resonieren zu lassen (Siehe auch d) Astralkraft). Beim Vas Ex Tym werden außerdem die Aspekte des Blutmoos auf den Anwender, ähnlich wie beim Knoblauch, übertragen, so dass seine Bewegung nicht beeinträchtigt wird.
Weitere notwendige Aspekte der Applicatio werden durch die bisher genannten Paraphernalien nicht abgedeckt, weshalb meinen Interpretationen nach weitere Energieträger zum Wirken des Vas Ex Tym benötigt werden.

Paraphernalium „X“
So wie auch beispielsweise die Schwefelasche eine hohe Affinität zum Verbum Flam und dem Element Feuer besitzt, postuliere ich die Existenz einer Paraphernalie, welche in ähnlicher Affinität zur Rune Tym beziehungsweise der Zeit als Entität steht. Dieses Paraphernalium soll eine Resonsanz mit Formeln welche die Rune Tym enthalten vereinfachen beziehungsweise überhaupt erst möglich machen.

Paraphernalium „Y“
Angesichts des massiven Aufwandes, die eine Manipulation der Zeit darstellt, erachte ich es als notwendig, dass ein weiterer Energieträger, der zur Resonanzverstärkung beiträgt, für die Applicatio benötigt wird – so wie auch bei den uns bekannten Sprüchen der oberen Zirkel. Ob hierfür die bekannten, wie Roheisen, Schlangeschuppen, Schwarzmoor und andere, geeignet sind, oder ein uns noch unbekanntes Paraphernalium, können wohl nur weitere Forschung und Experimentationen zeigen.

d) Astralkraft
Die Astralkraft, die der Wirker einsetzt, verändert die Strukturen des Gewebes im Wirkungsbereich grundlegend. Dabei sind auch die Astralkörper der betroffenen Wesen und Gegenstände eingeschlossen. Der Aufwand an Astralkraft ist mit Sicherheit als enorm anzunehmen, da der Kraftfluss über die gesamte Wirkdauer der Applicatio aufrecht erhalten werden muss, um das natürliche wiedereinsetzen des Zeitflusses zu verhindern.

Der Fluss der Astralkraft richtet sich im Wirken der Formel also gegen den Fluss der Zeit um ihn zu neutralisieren. Dass dieses massive Eingreifen in die Grundstrukturen des Multiversums natürlich eine starke Belastung für das Gewebe und daher aus konzilischer Sicht nicht als völlig unbedenklich für das Siegel der Dämmerung angesehen werden kann, ist nachvollziehbar.

3) Wirkmechanismus
Wie Maga Xune Auvryndar in ihrer Abhandlung „Thesis über die drei ungebräuchlichen Runen BET, TYM und ZU“ zur Rune Tym schon erwähnt, ist das Wirken einer Applicatio, die diese Rune beinhaltet, sowohl schwer, als auch riskant, was vermutlich einen Grund darstellt, warum die Applicatio Vas Ex Tym verschollen ist.

Wer trotz der Seltenheit dieser Applicatio Zugang zum Vas Ex Tym hat und jene Formel auch beherrscht, dem wird es möglich sein, die Zeit in seinem unmittelbaren Umkreis, der nach Können und Gelingen variiert, insofern zu manipulieren, als dass in besagtem Umkreis alles (Lebewesen, Objekte, auch Wasser, Flammen oder ein fliegender Pfeil) erstarrt, bis auf den Wirkenden selbst und all das, was er bei sich trägt.

Der Anwender hat nun die Möglichkeit, einer kommenden Gefahr (wie einem Pfeil, der in seine Richtung geflogen kommt) auszuweichen oder aus der Situation sogar zu entfliehen, indem er den Wirkungsbereich verlässt, so dies sein Wunsch ist.

Es wird dem Wirker im Übrigen nicht möglich sein, Gegenstände zu verschieben oder anzuheben und es wird ihm ebenso wenig möglich sein, Gegnern Schaden zuzufügen, da alles und jeder in diesem Starrezustand hart und schwer wie Stahl ist. Wenn der Anwender also versuchen möchte, seinem Gegenüber mit einem Dolch, den er bei sich trägt, in die Brust zu stechen, so wird eher die Klinge des Dolches abbrechen, als dass das Opfer nur einen Kratzer abbekommt. Es kann angenommen werden, dass die Lebewesen, die sich in diesem Bereich aufhalten nichts von ihrer Umgebung mitbekommen, zum Unterschied dazu wie es bei Gelähmten der Fall ist. Wenn sie aus der Starre wieder erwachen, werden sie im Normalfall gar nicht wissen, dass die Zeit angehalten wurde, es sei denn, jemand hatte den Wirker im Auge, der dann an einer anderen Stelle steht oder vielleicht sogar verschwunden ist, oder eine Wolke hat sich vor die Sonne geschoben oder dergleichen (außerhalb des Wirkkreises läuft die Zeit schließlich noch weiter).

Über Lebewesen oder Dinge, die im Begriff sind, den Starrebereich zu betreten, gibt es zwei Thesen, wovon aber eine davon für mich schlüssiger erscheint:

A) Die erste These sagt aus, dass alles und jeder, der den Starrebereich betritt, selbst erstarrt. Wenn es also beginnt in Strömen zu regnen, so bildet sich eine feste Wasserschicht im unmittelbaren Randbereich. Da man sich den Wirkungsbereich wie eine Kugel vorstellen kann, würde das in weiterer Folge bedeuten, dass alle weiteren Tropfen diese „Kugel“ hinab rinnen.

Wie sähe es dabei aus, wenn eine Person von außerhalb versucht, den Wirkbereich zu betreten? Dazu gibt es wieder mehrere Subthesen:

a) Die Wirkung der Applicatio nimmt den Astralkörper des hineintretenden Wesens sofort gänzlich unter ihren Bann und weitet sich auf jenes aus. Eine unwahrscheinliche These, denn woher käme die zusätzliche Energie um dieses nun nach den vier Säulen hinzugekommene Ziel zu speisen? Eine drastische Verkürzung der Wirkdauer oder sogar ein Kollapps der Applicatio könnten eine Folge sein.

b) Die Grenze des Wirkbereiches ist möglicherweise nicht scharf begrenzt, und beim Hineinbewegen verlangsamt sich die Zeit vom normalen Fluss bis zum Stillstand kontinuierlich. Trüge dieser These zufolge jemand eine rinnende Sanduhr in die Zone hinein, könnte ein Außenstehender beobachten, wie der Sand nach jeder Elle stetig langsamer fällt, bis er nach kurzer Strecke vollständig erstarrt ist.

c) Dass ein Teil des Körpers sich im Bereich der angehaltenen Zeit befindet, während ein anderer Körperteil dies nicht tut, wäre höchstwahrscheinlich mit dem Leben unvereinbar. Es könnte aber natürlich auch genau dieser Effekt eintreten, was die Formel umso gefährlicher machen würde.

B) Die zweite These erscheint mir schlüssiger, da sie eine derartige Verkomplizierung der Wirkweise vermeidet. Die zweite These besagt schlichtweg, dass alles und jeder, der den Wirkungsbereich betritt, nicht selbst in Starre verfällt und sich das Spektakel genauer ansehen kann, wie der Wirkende selbst auch. Um wieder auf die Wassertropfen zurückzukommen, so werden diese die Lebewesen und Gegenstände wohl nicht weiter berühren, denn sie werden an den wie Stahl fest angehaltenen Gegenständen und Personen abrinnen und sich am Boden sammeln. Ein in den Wirkbereich fliegender Pfeil würde an seinem Ziel abprallen und zu Boden fallen. Lebewesen können dieser These zufolge ungehindert durch die Zone hindurchlaufen – so sie nicht gegen ein zeitlich angehaltenes Hindernis stoßen.

Zum Ausmaß der Wirkung:

Die genaue Größe des Wirkbereiches oder auch der Wirkdauer können nur grob geschätzt werden und sind wohl auch von mehreren Faktoren abhängig.

So wie bei vielen Applicationes, gehe ich davon aus, dass auch der Vas Ex Tym stark von den Fähigkeiten des Wirkers abhängig ist. Ein fähiger Arcomagus könnte durchaus in der Lage sein, einen Vas Ex Tym mit über 10 Schritten Radius und einigen Minuten Wirkdauer zu sprechen.

Es könnte möglich sein, diesen Zauber auch in Form eines Rituals zu wirken. Damit könnte man einen größeren Bereich abdecken. Nachdem dafür größere Mengen an Astralkraft benötigt werden würden, bräuchte man einerseits Kristalle als Kraftspeicher, die um den Bereich herum angeordnet werden sollten und andererseits die Beteiligung von mehreren Erzmagiern die gemeinsam eine Applicatio derartiger Größe wirken müssten.

Abschließend möchte ich noch einmal erwähnen, dass, wenngleich die Applicatio hochinteressant und unglaublich nützlich sein könnte, bei Zeitmanipulation, über die wir sehr wenig wissen, stets acht gegeben werden muss, wie sich derartige Magie auf das Gewebe und auf das Siegel der Dämmerung auswirkt.

Adepta Misna Orno