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und entsprechen nicht zwingend den Gegebenheiten...also lese mit Skepsis.

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Datum: 26.02.2017
Autor: Heldor Gerosian
Thema: Kreaturologie, Sonstiges
Titel: Wege der Magie
Werte Collegi!

Seit langer Zeit beobachten wir das Phänomen, dass Kreaturen, denen wir in dunklen Höhlen und Gängen, manchmal aber auch an entlegenen Stellen der Welt, begegnen, Magie anwenden, ohne dabei die Worte der Magie zu sprechen oder auch nur die notwendigen Reagenzien besitzen.

Die bisher angebotenen Erklärungen für dieses Phänomen waren zahlreich und nicht immer befriedigend. Daher habe ich es unternommen, dieses Verhalten näher zu untersuchen.

Ad Primo: Die Einteilung der Wesenheiten:

Bei Untersuchungen kann man sofort verschiedene Gruppen von Wesenheiten unterscheiden, die da wären:

Animierte baumartige Geschöpfe, manchmal trivial Reaper genannt:
Sie haben niemals Reagenzien bei sich, obwohl sie durchaus in der Lage sind, Applicationes bis zum 7.Kreis anzuwenden.

Die Untoten:
Jene Gruppe hat meist nur wenige Reagenzien bei sich, und in praktisch allen Fällen passen diese nicht zu den Applicationes, die die Wesenheit vor ihrer Zerstörung angewendet hat.

Dämonische Kreaturen:
Auch hier sind selten große Mengen von Reagenzien zu finden, obwohl einzelne Exemplare durchaus mächtige Applicationes zu verwenden vermag.

Elementare Kreaturen:
Interessanterweise scheinen elementare Kreaturen, also solche, die mit einem der Elemente in naher Verbindung stehen, sehr oft eine recht große Auswahl an Reagenzien bei sich zu tragen. Als Beispiele mögen die Kreaturen auf der Feuerebene genannt werden, die seit einiger Zeit durch ein permanentes Portal in den tiefsten Ebenen von Covetous zu erreichen ist. Auch die Elementare im ehemaligen Turm des Seemeisters mögen hier als Beispiel dienen, wobei bemerkenswert ist, dass Elementare der Erde weder Magie anwenden, noch Reagenzien besitzen.

Sonstige Kreaturen der Fauna:
Zu erwähnen sind hier Gargoyles, die auch nur kleine Mengen an Reagenzien bei sich zu führen scheinen. Des weiteren ist der schwebende Beobachter (Spectator Volans), auch Gazer genannt, eine Kreatur, die sehr mächtiger Applicationes fähig ist, zu erwähnen. Auch hier sind meist nur kleine und für Art und Umfang der Applicationes kaum geeignete Reagenzien zu finden. Dasselbe gilt für diverse Kreaturen offenbar drowischen Ursprungs, die in den Tiefen der alten Zwergenbinge zu finden sind.

Kreaturen mit schamanistischen Hintergrund:
Als Beispiel mögen hier die Schamaninnen der dunklen Goblins dienen, bei denen sehr selten Reagenzien gefunden werden konnten.

Allen diesen Gruppen sind zwei Dinge gemeinsam: Sie scheinen weder Worte der Magie zu verwenden, noch sind sie im Besitz der notwendigen Reagenzien. Keine dieser Wesenheiten hatte je die Reagenzien bei sich, die für Applicationes höherer Kreise benötigt werden.

Bemerkenswert scheint mir auch die Tatsache, dass die Magier des dunklen Tempels, der in den Tiefen von Hythloth existiert, sehr wohl die Worte der Magie verwenden, aber ebenfalls merkwürdigerweise zwar manchmal große Mengen an Reagenzien besitzen, niemals aber solche, die für höhere Kreise verwendet werden.

Es scheint also offenbar uns unbekannte oder unzugängliche Wege zu geben, Magie zu wirken.

Ad Secundo:

Betrachten wir nun zum Vergleich den uns zugänglichen Weg, Magie zu wirken. Dabei sind, wie wohlbekannt, vier Schritte erforderlich:

1) Die Konzentration und der Focus
2) Das Sprechen der Worte der Magie
3) Der Einsatz von Reagenzien
4) Der Einsatz von geistiger Energie

Die Untersuchung dieser Schritte in Bezug auf die oben angeführten Kreaturen ergibt:

1) Dieser Schritt wird wohl meist verwendet, absolute Sicherheit dafür gibt es nicht. Dafür spricht, dass Wesenheiten sehr wohl in der Lage sind, gezielte aggressive Applicationes auf einen Gegner zu fokussieren.

2) Nur sehr wenige Wesenheiten sprechen Worte der Magie, jedoch scheint die Regel zu gelten, dass humanoide Kreaturen die Worte zu benötigen scheinen.

3) Dieser Schritt entfällt klar bei allen betrachteten Wesenheiten, als Beweis sein angeführt, dass die Kreaturen nach ihrer Zerstörung praktisch niemals die erforderlichen Reagenzien besitzen.

4) Es ist klar zu beweisen, dass alle Kreaturen eine Art geistiger Energie einsetzen. Als Beweis mag dienen, dass alle Kreaturen beim Anwenden zahlreicher Applicationes in kurzer Zeit, offenbar Erschöpfung zeigen und dann, trotz tödlicher Gefahr, nicht in der Lage sind, weitere Applicationes zu sprechen.

Anmerkung: Der Autor rät dringend ab, dies mit älteren Exemplaren des Spectator Volans zu versuchen! Auch bei diesen Kreaturen kann eine Erschöpfung festgestellt werden, jedoch tritt diese erst sehr spät ein.

Ad Tertio:

Postulat 1:
Ich behaupte, dass das Wirken von Magie, ganz allgemein, ein Interagieren mit einem Übersystem ist. Dieses Übersystem ist weder in vollem Umfang erklärbar, noch begreifbar. Ich bezweifle, dass selbst Bewohner höherer Ebenen das Übersystem in vollem Umfang begreifen, wenngleich sie auch detailliertere Bilder haben mögen. Jede Rasse, ja jeder Anwender von magischen Phänomenen hat seine eigenen Bilder (Modelle) und Vorstellungen von diesem Übersystem. Als Beispiel mag die völlig verschiedene Auffassung elfischer Magier dienen, die aber letzen Endes zu den gleichen Schritten beim Wirken der Magie führt. Ich nenne dieses Übersystem Universum, also die Gesamtheit der uns umgebenden Phänomene und die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten. (Vgl. Relnor Askiris Planare Theorien und die Dweomerik, als ein Beispiel für ein sehr detailliertes, aber keineswegs absolutes und komplettes Bild des Universums).

Postulat 2:
Ich behaupte, dass es für das Wirken von Magie, also eine Form des Interagierens mit dem Universum, mehrere Wege gibt. Ob und wann diese Wege zugänglich sind, entscheiden die Fähigkeiten und Eigenschaften des Wirkers, sowie auch sein Wissen. Der Beweis dafür liegt in den zum Teil völlig verschiedenen Magieformen, die beobachtet werden können. Als Beispiel mag die Rasse der Artha´in dienen, die niemals Worte der Magie sprachen!

Postulat 3:
Ich behaupte, dass für das Wirken von Magie entweder ein gültiges Bild des Übersystems und ein funktionierendes Verfahren erforderlich sind, oder aber sehr spezielle Eigenschaften der Wesenheit, die es erlauben, eine intuitive, weniger auf Wissen als auf Instinkt basierende Interaktion auszuführen. Niemand hat je ohne Wissen um ein Bild des universellen Übersystems, oder aber mit Hilfe solcher Eigenschaften Resultate erzielt.

Postulat 4:
Ich behaupte, dass die intuitiven, instinktbasierten Formen der Magie älter sind, als die wissensbasierten Formen. Der Beweis dafür ist einfach: Wissen jeder Art muß entwickelt werden. Der Instinkt aber, beziehungsweise die natürliche Begabung ist etwas, das eine Wesenheit von ihrer Natur her besitzt. Ein Beispiel für diese Entwicklung sind die Elementare, die weit älter und grundlegender sind, als alle uns bekannten Völker, und die wohl kaum Theorien zum Wirken ihrer Phänomene besitzen. Auch zeigt sich, dass wissenschaftliche Erforschung magischer Phänomene relativ jung ist, wie auch die menschliche Rasse selbst.

Postulat 5:
Ich behaupte, dass die wissens- und modellbasierten Magieformen auf den intuitiven Formen basieren. Diese Schlußfolgerung geht natürlich aus Postulat 3 und Postulat 4 hervor. Ich behaupte weiters, dass die ältesten humanoiden Magieanwender jeder Rasse ihre Magie durch Beobachtung und Studium von intuitiven und natürlich begabten Wesenheiten erzielt haben. Sie schufen sich ein für sie passendes Bild des universellen Übersystems, das für ihre Denkweise geeignet war und versetzten sich damit in die Lage, mit eben diesem Universum auf ihre Art zu interagieren. Es ist kein Zufall, dass viele Applicationes sich oft ähneln, wurden sie doch aus den ersten, instinktbasierten und natürlichen Applicationes entwickelt.

Postulat 6:
Ich behaupte, dass die Kenntnis des Modells oder Bildes einer anderen Gruppe von Magieanwendern nicht ausreicht, um Magie zu wirken. Das Bild des Universums muß für den Geist des Wirkenden begreifbar und geeignet sein. Als Beweis dafür führe ich an, dass selbst genaue Kenntnis elfischer Vorstellungen es einem Menschen nicht möglich machen, Magie auf elfische Weise zu wirken. Er wird immer auf seine eigenen Vorstellungen und Bilder zurückgreifen müssen. Ebenso fangen Elfen mit menschlichen Bildern wenig an, auch wenn sie sie genau studiert haben, obwohl letzen Endes sehr ähnliche Wirkungen erzielt werden.

Schlußfolgerung:
Aus den oben gemachten Postulaten geht hervor, dass der Geist und die Wahrnehmungen des Magiewirkers entscheidend für die Art und Weise ist, mit der Resultate erzielt werden können. Wesen anderer Ebenen mögen Strukturen auf dem astralen Planum ohne die Verwendung von Worten oder Paraphernalia erzeugen und auf anderen Ebenen beliebig einsetzen können. Ein Beispiel dafür sind jene Wesenheiten, die wir gemeinhin als Götter bezeichnen. Humanoide Bewohner unseres Planums haben keinen direkten Zugang zu diesen Wesen, jedoch über Verehrung und durch geistige Kontakte sind sie in der Lage, Magie zu wirken, wobei Glaubensformen und Art der Gottheit entscheidend für den Ablauf sind. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass zwar die Gottheit als Wirker der Magie auftritt, aber sehr oft Reagenzien „geopfert“ werden. Die Anwendung von Paraphernalia scheint so fest in humanoiden Vorstellungen verankert, dass trotz der Tatsache, dass ein höheres Wesen wohl kaum Objekte aus unserem Planum braucht, um Wirkungen aus der astralen Ebene zu transportieren, diese Paraphernalia für nötig gehalten werden.

Aus Postulat 5 und Postulat 6 geht hervor, dass dies durchaus normal zu sein scheint: Das Modell des Universums in Bezug auf Magie enthält Paraphernalia, daher werden sie für nötig gehalten und daher _sind_ sie nötig.

Ich behaupte nun, dass der Geist aller jener, die Magie mit Hilfe von Paraphernalia wirken, die Notwendigkeit der Reagenzien sieht und sie daher benötigt. Dies ist offensichtlich eine der Grenzen des Geistes, und alle Versuche, die Notwendigkeit des Einsatzes von Paraphernalia zu umgehen, würden scheitern, da der Geist des Wirkenden nicht in der Lage ist, ein für ihn gültiges Bild zu entwickeln, in dem diese Notwendigkeit nicht existiert.

Conclusio:

Aus dem oben Gesagten ergibt sich eine sehr einfache Erklärung für das Wirken von Magie ohne Worte und Paraphernalia, ja auf Wegen, die uns völlig unverständlich scheinen mögen.

Es handelt sich ganz einfach um Wesenheiten, deren Vorstellungen und Bilder völlig verschieden von den uns zugänglichen sind, oder aber Wesenheiten, deren Magie weitgehend instinktbasiert und natürlich ist. Daher sind die Anforderungen für ihre Art der Magie von den unseren völlig verschieden. Jeder Versuch, diese Formen für unsere Magie einzusetzen, wird scheitern, da unser Geist andere Bilder und Vorstellungen benötigt. Ebenso sind diese Wesen nicht in der Lage, unsere Wege der Magie zu beschreiten.

Daraus ergibt sich, dass Wesenheiten, die andere Wege der Magie beschreiten, die Strukturatio auch auf andere Weise, mehr direkt oder auch mehr indirekt, beeinflussen. Die genaue Vorgangsweise bleibt unserem Verständnis verschlossen, da die Wege unseres Geistes völlig verschieden sind.

Anmerkungen:

Als gutes Beispiel für eine instinktbasierte Form mag der animierte Baum dienen: Niemand hat je mit diesen Wesen kommuniziert, wir wissen nicht, ob und welche Form des Weltverständnisses sie besitzen. Ihre Magie scheint völlig natürlich zu sein, offenbar ist der Geist eines Reapers eben in der Lage, die Strukturen auf dem astralen Planum ohne Worte zu erschaffen, und sie ohne Einsatz von Paraphernalia auf unserer Ebene wirksam zu machen.

Bemerkenswert erscheint mir auch die Tatsache, dass die Magier des Tempels in Hythloth zwar noch die Worte zu brauchen scheinen, aber bei den Paraphernalia nicht mit unseren Anforderungen konfrontiert zu sein scheinen. Dies erkläre ich mit dem Umstand, dass diese Magier offenbar mit einer Wesenheit zusammenarbeiten, dass diese Grenzen nicht hat, und daher in der Lage ist, Magie auch ohne Paraphernalia zu wirken. Es scheint naheliegend, dass ein weitreichender Pakt mit einer Lebensform der unteren Ebenen gemacht wurde. Jedoch kann die Limitierung menschlichen Denkens trotzdem nicht völlig ausgeschaltet werden, daher benötigen diese Magier noch immer die Worte. Welchen Preis ein solcher Pakt hat, kann man nur raten, jedoch scheint mir eine solche Bindung wenig erstrebenswert.

Untote Magier erfahren bei der Transformation eine offensichtlich einschneidende Änderung ihres Geistes. Das Verlassen des Corpus mit Hilfe des Objektes, das ihren Geist hält, erweitert und verändert die Wahrnehmungen in einer Weise, die dem Geist neue Einsichten, aber auch neue Grenzen verleiht. Eine der Folgen ist eben auch, dass Das Wirken der Magie auf neuen Wegen erfolgen muß, die alten Wege sind nicht mehr zugänglich. Dies dürfte einen wesentlichen Beitrag zur Macht der untoten Kreatur beitragen, jedoch bin ich sicher, dass auch neue Grenzen entstehen.

Als letzes bleibt noch die Frage offen, warum verschiedene Gruppen doch Paraphernalia mit sich tragen, obwohl sie diese offensichtlich nicht, oder nicht in der uns bekannten Weise benötigen. Dafür gibt es mehrere mögliche Erklärungen:
Beispielsweise könnten die Reagenzien in anderer Form wirken, als in unserem Bild der Magie. Dies würde dann erklären, warum aus unserer Sicht immer die falschen, oder nicht ausreichende Reagenzien vorhanden sind. Eine andere Erklärung wäre, dass die Reagenzien überhaupt nicht auf dieselbe Weise eingesetzt werden, wie in unserer Magie, jedoch für andere Dinge gebraucht werden.
Die für mich wahrscheinlichste Erklärung ist jedoch, dass die Reagenzien für das Wirken der Magie überhaupt nicht gebraucht werden, jedoch eine völlig andere Rolle in der Existenz der Wesenheiten spielt. Dies resultiert aus der Tatsache, dass Wesenheiten völlig verschiedene Auswahl und Mengen an Paraphernalia mit sich führen. Neben Paraphernalia besitzen diese Wesenheiten auch andere Gegenstände, die ebenso ohne genaue Kenntnis der Kultur solcher Wesenheiten kaum erklärbar sind.

Mit diesen Anmerkungen schließe ich die Studie und lade alle Collegi ein, mir ihre Kommentare und Bemerkungen zu senden.

Heldor Gerosian
Magister