Kriegerorden

Abhandlungen

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und entsprechen nicht zwingend den Gegebenheiten...also lese mit Skepsis.

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Datum: 26.02.2017
Autor: Nantechildis
Thema: Alchemie
Titel: Ingredienzien der Alchemie: Der Ginseng
I. Beschreibung, Wirkung und was sonst wissenswert ist

Diese ist eine längliche und mindestens eines kleinen Fingers dicke Wurzel, wie Petersilienwurzel anzusehen, welche jedoch gemeiniglich mit zweyen, öfters auch mehreren Zacken versehen, wie die Mandragora gleichsam in Beine zerteilt, mit einer Vielzahl an dünnen Haarwurzeln besetzt, die vor allem aus den Spitzen derer Hauptwurzeln sprießen, auswendig bleichgelb, inwendig weiß und hart ist. Weil sie gleichsam die Hüfte oder Schenkel eines Menschen abbildet, wird sie von manchen für den Alraun, also das männliche Gegenstück zur Alraune, gehalten.
Der Hals der Wurzel ist ein zusammen geschlungenes Gewebe von Knollen, worin die Merkmale von den verschiedenen Stängeln, die sie gehabt hat, bald auf einer, bald auf der anderen Seite tief und wechselweise eingedruckt sind, und die so das Alter der Pflanze anzeigen, die des Jahrs nur einen Stängel hervor bringt.
Aus der Wurzel treibt jedes Jahr ein ästiger Stängel, der etwa einen Fuß hoch wächst. Die Blattstiele sind lang und jeder trägt am Ende fünf, selten drei, eiförmige, spitzige, eingekerbte Blättchen. Die Blumen sitzen auf den Spitzen ihrer fünf bis sechs Zoll langen Blumenstiele doldenförmig beieinander. Jeder hat einen kleinen, fünffach geteilten Kelch, fünf weißliche einander ähnliche Blumenblätter, fünf Staubfäden und zwei Griffel.
Die roten Beeren stehen in einer dicken Traube beieinander, haben die Gestalt eines Herzens, sind auch wie dieses in zwei Fächer abgeteilt und mit zwei Samen befüllt.

Die Wurzel hat einen etwas scharfen doch süßen, mit einer nicht unangenehmen Bitterkeit melierten Geschmack. Wenn man sie kauft, soll sie frisch und von gesunder, gelber Farbe sein, wiewohl stark und auch etwas rauchig riechen, was daher kommt, dass man sie über dem Rauch von Hirsekörnern trocknet, damit sie nicht feucht oder wurmstichig werde. Sammelt man sie frisch, soll man sie erst mit einem weichen Holzstück, keinesfalls aber mit Eisen, dass die Wurzelrinde nicht beschädigt werde, abreiben, dann mit warmem Hirsewasser waschen und anschließend über dem Rauch derselben ausgekochten Körner trocknen. Hernach sollen sie in einem Gefäß aus gut ausgewaschenem, reinem Kupfer gelagert werden.

Die Einsammlung dieser Wurzel ist sehr kurios und merkwürdig: Weil nämlich diese Wurzel in den drei Wintermonden, da sich das Kraut schon ganz verloren, muss gegraben werden, so geben die Kräutersammler bei nächtlicher Zeit genau Achtung, wo sie auf der Erde eines Glanzes gewahr werden, welchen die Wurzel, so etwas aus dem Erdreich hervor gewachsen, von sich gibt und etwa von dem Tau oder von seiner eigenen Feuchtigkeit oder auch von der Sonne wie ein Phosphorus empfangen hat. Auf diesen Glanz streuen sie etwas Kalk oder Asche, und wo sie des anderen Morgens dieses Merkmal antreffen, graben sie die Wurzel aus. Man kann sie jedoch auch in den Kräutergärten fortbringen, wo sie eine dunkle und kräftige Erde haben muss.

Was ihre Kraft und Tugend anlagt, so wird sie für ein rechtes Allheilmittel gehalten, weil sie nicht allein von außen einem Menschen ähnlich, sondern auch eine sonderbare Gemeinschaft mit desselben Geblüt und Lebensgeistern haben soll. Es wird dafür gehalten, dass sie die natürliche Wärme und Lebenskraft mit ihrer Wärme stärke und erhalte, sogar dass man die ganz Kraftlosen, die mit dem Tod schon ringen, damit so lange erhalten könne, bis sie Zeit gewinnen, auch noch andere Mittel zu gebrauchen.

Im Volk kommt die Art und Weise, selbige zu gebrauchen, mit dem Tee fast überein, indem man die Wurzel in kleine Stücke zerschneidet und in warmem Wasser auskocht, welches hernach früh und nüchtern genossen wird. Man hält sie dann für eine sonderliche Herzstärkung in Ohnmachten und dergleichen, auch bei Schwindel, geschwächter Memorie und anderen Hauptkrankheiten wird sie sehr gerühmt, ja auch alsdenn, wenn die Gebärende nach ausgestandener Arbeit ganz abgemattet liegt, sie dadurch sehr gestärkt werde, indem die Wurzel die Lebensgeister gleich besänftigt.
In der höheren Alchemie wird sie für die wunderbaren Heiltränke gebraucht, welche die Lebenskraft erneuern und den Körper mit einer sonderlichen Wärme durchfluten, so der Wundheilung sehr zuträglich ist.

II. Verarbeitung der Wurzel

Will man die Wurzel verarbeiten, so säubert man sie erst und zerschneidet sie alsdann nebst Haupt- und Nebensträngen in kleine Stücke. In einen Mörser gegeben, werden sie zerstoßen und zermahlen auf dass nur noch ein holziger Brei davon zurückbleibe. Mit der weiteren Herstellung verfährt man dann ganz wie bei einem Tee, nur dass man weniger vom Wasser dazu nehme, aber mehr von der Wurzel. Man gibt hierzu den Wurzelsud in einen Kolben und erhitzt in einem anderen Gefäß etwas Wasser. Wenn selbiges dann kocht, nimmt man es herunter und gießt den Sud hiermit auf, dass er gut und vollständig mit Wasser bedeckt sei, aber nicht viel mehr. Über dem Erhitzer muss man dasselbe Gemisch beständig warm halten, dass das Wasser Zeit habe so viel von der Kraft, so in der Wurzel gespeichert, aufzunehmen wie es halten kann, soll aber Acht geben, dass es nicht koche, auch nicht siede, sondern eben nur heiß sei. Wenn das Wasser eine gelbe Farbe angenommen hat, auch etwas trüb geworden ist und bitter schmeckt, dann kann man es durchseihen, um die Wurzelreste zu entfernen, soll aber Acht geben, dass man den Sud noch einmal auspresst, so dass nichts von dem wertvollen Gut verloren gehe.

Für manche Anwendung empfiehlt es sich, etwas vom Knoblauch, so man Krankheiten und Vergiftungen kurieren oder vorbeugen will, etwas von der Schwarzen Perle, so man Mattheit und Auszehrung der Leibeskräfte vermeiden will, oder etwas von der Alraune, so man Gewebe und Muskeln stärken will, beizugeben. Es empfiehlt sich folglich der Knoblauch bei der Gefahr von Wundbrand und Fäule, die Schwarze Perle wenn der Patient das Bewusstsein zu verlieren droht, die Alraune bei schmerzenden Fleischwunden. Gibt man zusätzlich etwas Schweinefett hinzu und rührt es zu einer Salbe an, so erhält man einen guten Balsam, den man auf die Wundränder auftragen kann und der dort einiges bewirkt.

Will man einen besonders wirksamen Heiltrank herstellen, so kann man sich eine Eigenschaft der Wirkstoffe zu Nutze machen, die höchst interessant ist, als diese, ähnlich wie Seife, schäumen. Da der Schaum aber nur sehr flüchtig ist und jederzeit wieder in sich zusammenfällt, auch keine rechte Schaumkrone bildet, ist es nicht ganz einfach ihn zu gewinnen. Man gibt hierbei den Wurzelsud in ein Gefäß und kocht ihn auf, wobei man die Apparaturen so anrichten muss, dass der aufsteigende Schaum, bevor er wieder in sich zusammen fällt, über den Rand treten kann und in einem anderen Gefäß aufgefangen wird. Vornehmlich aber nimmt man einige Gran Krötenstaub und vermischt diese mit Drachenblut, träufelt das Gemisch alsdann in die Lösung, wovon diese heftiger schäumen wird, der Schaum auch nicht so leicht wieder in sich zusammen fällt. Es erfordert diese Procedur einige Erfahrung, eine gute Apparatur oder Geschick beim Abschöpfen, dass man nur den Schaum gewinne und von dem Sud sonst nichts überlaufe.

Den Schaum soll man nun auf einer polierten Kupferplatte ausbreiten und, ähnlich wie man es bei der Gewinnung von Zinnober hält, langsam austrocknen lassen. Weil er leicht verweht muss dies in einem geschlossenen Raum geschehen, um aber Fäule und Verschmutzung vorzubeugen am besten in einer versiegelten Kammer. Wer einen Athanor besitzt, was ein alchemistischer Ofen ist, der hat einen großen Vorteil, sollte nur darauf Acht geben, dass der Ofen nicht wärmer als an einem sonnigen Tage gehalten wird, so dass alles langsam und ohne Aufruhr reifen kann. Am Ende wird man ein feines Pulver zurückbehalten, das sich auf der Kupferplatte verstreut findet. Wenn diese glatt und eben ist, kann man es leicht abtragen und alsdann nach Belieben dosieren. Viele halten dafür, dass es sonderlich zu empfehlen wäre, dem Pulver einige Gran Goldstaub oder Bernsteinpulver beizumengen. Dies daher, dass man beides mit der Sonne und ihrer Heilwirkung in Verbindung bringt, auch manche sagen, dass es sich beim Gold um erstarrtes Licht handeln müsse. Dem aufmerksamen Leser wird sich alsdann bereits erschlossen haben, dass es bei der Wunderkraft des Ginsengs gleichermaßen mit der Sonne zu tun ist, wovon die Pflanze auch ihren nächtlichen Glanz gewinnt, so dass durch die Beigabe des Goldes oder des Bernsteinpulvers die heilende Wärme und Kraft der Wurzel noch einmal gesteigert werden kann. Zur Einnahme ist es allenthalben zu empfehlen, das Pulver in Quellwasser in Lösung zu geben, als es sonst allzu schwer verdaulich ist und wohl im Halse stecken bleiben würde, wo es nicht von großem Nutzen wäre.