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und entsprechen nicht zwingend den Gegebenheiten...also lese mit Skepsis.

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Datum: 25.02.2017
Autor: Lutisana Gutherz
Thema: Semantik
Titel: Der Ort Por Ylem
Im folgenden möchte ich die Applicatio „Telekinese“ diskutieren. Diese Anwendung erlaubt die Benutzung von Werkzeugen und Apparaten mechanischer Natur ohne eine direkte Berührung. Der Applicant muß sich dabei bis auf wenige Ausnahmen in unmittelbarer Reichweite zum Zielobjectum befinden. Dies impliziert, daß ihm durch keinerlei feste Materie der Zugriff auf das Objectum verwehrt sein darf.

Verba Arcanae:
Die Worte der Magie, die im Zuge der Wirkung dieser Applicatio ausgesprochen werden, lauten Ort Por Ylem. Sie seien im folgenden einzeln erläutert.
Die Syllabel „Ort“ beschreibt die Magie und dient in diesem Falle als Adverbum zur folgenden Silbe „Por“. Die Rune „Por“ wiederum bezeichnet eine Bewegung. „Por“ stellt hierbei ein Verbum dar, welches durch das Abverbum „Ort“ näher definiert wird. Es handelt sich also um eine magische („Ort“) Bewegung („Por“). Fehlt also einzig noch das Substantivum, das fokussierte Ziel der Applicatio. In diesem Fall wird die Syllabel „Ylem“ als Substantivum verwendet. Sie weist auf die Materie hin, welche Ziel der Wirkung sein soll. Sinngemäß übersetzt würden die Worte der Magie also „Magische Bewegung von Materie“ oder „Bewege Materie auf magische Weise“ lauten.

Paraphernalia:
Dieser Abschnitt soll sich mit den nötigen Paraphernalia beschäftigen, deren Vorhandensein zur erfolgreichen Wirkung der Applicatio unumgänglich ist. Auch sie seien zunächst einzeln betrachtet.
Zum einen wird Blutmoos benötigt. Diese Reagenz dient meist der Fokussierung von Schnelligkeit oder Bewegung. In diesem Fall initiiert sie also die Bewegung der Materie, die bereits in der Erläuterung der Verba Arcanae dargestellt wird.
Desweiteren ist zur Wirkung Alraune von nöten. Alraune dient der Gewinnung von Kraft und Energie. In diesem Fall schreibe ich ihr die Eigenschaft zu, dem Applicanten die Dosierung seiner arcanen Kräfte zu erleichtern.

Durchführung und Wirkung:
Grundsätzlich läßt sich die Applicatio auf jedwede Mechanik oder feinmotorische Fertigkeit anwenden. Dabei bleibt jedoch ihre Wirkung bis auf wenige Ausnahmen auf die natürlichen Fähigkeiten des Applicanten beschränkt. Nur was der Anwender auch mit seinen Händen erreichen und bedienen könnte, vermag er auch mit Hilfe dieser Applicatio zu beeinflussen.
Der Anwender konzentriere sich zu Beginn des Zaubervorganges auf das der Applicatio eigene Muster und vollende dieses in seinem Geiste mit Hilfe der laut gesprochenen Worte der Magie. Alsdann füge er die Paraphernalia und eine geringe Menge seiner geistigen Kraft hinzu und konzentriere sich fortan auf die Wirkung, bis die Applicatio diese vollendet hat. Dabei ist es wichtig, daß diese Applicatio entgegen vieler anderer während der gesamten Wirkungsdauer der Konzentration des Anwenders bedarf. Erst wenn die gewünschte Tätigkeit abgeschlossen ist, darf der Applicant seine Konzentration anderen Dingen zuwenden. Tut er dies vorher, so bricht die Wirkung der Applicatio abrupt ab. Dieses Phänomen liegt wohl darin begründet, daß in der grundsätzlichen Structura der Applicatio, die während der Wirkungsdauer zu verrichtende Tätigkeit nicht implementiert ist. Der übliche Vorgang der Magiewirkung (Konzentration, Worte der Magie, Paraphernalia, Astralkraft) hat in diesem Fall lediglich die generelle Kontrolle über den fokussierten Gegenstand zur Folge. Das heißt konkret, will man beispielsweise Nähutensilien mit „Ort Por Ylem“ kontrollieren, so wirkt man die Applicatio. Nach dem Einsatz der geistigen Kraft manifestiert sich somit die Wirkung. Nun hat der Applicant Nadel, Faden und Stoff unter seiner geistigen Kontrolle, ohne sie berühren zu müssen. Allerdings hat er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht endgültig festgelegt, ob er nun beispielsweise eine Hose schneidert oder lediglich ein Loch stopft. Dies obliegt nun einzig und allein seiner Willenskraft, mit der er die Utensilien in einer begrenzten Reichweite frei verwenden kann.
Der Komplexität und Reichweite der Applicatio sind vermutlich allein durch den recht geringen Einsatz von Mana bereits Grenzen gesetzt. Versuche, durch einen erhöhten Einsatz von astraler Kraft diese Beschränkungen zu durchbrechen, schlugen bisher fehl, da die Applicatio dadurch zu instabil und schwer zu kontrollieren wurde. Womöglich könnte man hier durch den Einsatz einer weiteren Reagenz Abhilfe schaffen.

Dabei erlaubt die Applicatio erstaunlich filigrane Bewegungen. So ist es zum Beispiel möglich, eine verschlossene Türe mit dem entsprechenden Schlüssel zu öffnen, ohne die Tür oder auch nur den Schlüssel berühren zu müssen. Es ist selbst möglich, beliebiges Handwerkszeug mit dieser Applicatio zu bedienen. Dabei hängt der Erfolg selbstverständlich vom Geschick des Applicanten in der jeweiligen Disziplin ab. So war es mir zwar möglich, durch den Ort Por Ylem einen Schmiedehammer zu bedienen ohne ihn zu berühren, doch konnte ich aufgrund meiner Unkenntnisse in der Schmiedekunst dabei keinen brauchbaren Erfolg erzielen. Andererseits gelang es mir mühelos, beim Nähen selbst komplizierte Stiche zu setzen, ohne dabei Nadel, Faden oder Stoff berühren zu müssen. Dies setzt die Möglichkeit einer sehr genauen Dosierung des Astralen voraus, was durch den Einsatz der Alraune erst möglich wird, die hier dem Anwender als Fokus auf die magische Energien mehr Kontrolle über die Kräfte verleiht.
Ebenso lassen sich mehrere Handlungen von recht großer Komplexität miteinander kombinieren. Es ist beispielsweise möglich, eine verschlossene Tür nicht nur zu entriegeln, sondern gleichzeitig aufzustoßen. Die Applicatio wirkt also nicht nur auf die Mechanik des Schlosses mit dem Schlüssel darin, sondern zugleich auch auf die Scharniere der Tür, welche unmittelbar aufspringt. Hierbei sei anzumerken, daß der Anwender der Applicatio es keineswegs vermag, die Mechanik eines Schlosses ohne Einsatz des Schlüssels zu bedienen, womit diese Applicatio auch in den Händen krimineller Naturen kein besonderes Risiko darstellt. Der Komplexität der Anwendung sind wohl nur durch den geringen Einsatz von Mana, nicht aber durch die grundsätzliche Structura der Applicatio, Grenzen gesetzt.

Bemerkungen und Ausnahmen:
Entgegen der oben beschriebenen Wirkung, konnte ich eine erstaunliche und mir bis dato nicht zufriedenstellend erklärbare Anwendungsmöglichkeit feststellen. So war es mir möglich, auf dem Dach eines zweistöckigen Hauses stehend, die Außentüren des Erdgeschosses mittels der Applicatio „Ort Por Ylem“ zu öffnen. Dies ist verwunderlich, da die Applicatio in der Regel keine Wirkung entfaltete, wenn der fokussierte Gegenstand sich nicht in unmittelbarer Reichweite des Applicanten befand. Dennoch scheint auch hier zumindest ein Sichtkontakt zwingend erforderlich zu sein, so war es mir beispielsweise nicht möglich, jedwede Innentüre des Gebäudes vom Dache aus zu betätigen.
Zu diesem Zeitpunkt fehlt mir leider jeder Ansatz, dieses Phänomen zu erklären. So hoffe ich an dieser Stelle auf Anregungen und Hilfestellungen meiner hochgeschätzten Magistri und Collegi.

Anwendungen:
Die Applicatio eignet sich besonders für kleinere Arbeiten, wenn man ein Beschmutzen der Hände und Kleidung vermeiden möchte. Ebenso ist sie als Hilfsmittel bei alchimistischen Anwendungen nicht zu verachten. So erlaubt sie das Umrühren oder Umgießen siedender Flüssigkeiten, ohne daß dabei die Gefahr von Verbrennungen an den Händen besteht.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind sehr vielseitig. Meist kann die Applicatio von großem praktischen Nutzen sein, manchmal auch lediglich eine kleine Erleichterung einer Tätigkeit.

Schlußbetrachtung:
Es handelt sich hierbei um eine höchst interessante Applicatio, ist sie doch weitaus vielseitiger in ihren Möglichkeiten als die meisten anderen Applicati. Ebenso ist die Art ihrer Wirkung aus magietheoretischer Sicht erstaunlich flexibel und läßt sich so nicht leicht in ein semantisches Muster pressen.
Ich hoffe, die Darstellung dieser Applicatio ihm Erklärungsmodell der allgemeinen Semantik ist mir dennoch geglückt. Diese Arbeit soll eine mögliche Erklärung der Structura dieser Applicatio darstellen und somit als Grundlage zu Diskussionen dienen. Somit würde ich mich über Hinweise auf Fehler, Ungereimtheiten und auch anderweitige Kritik von Seiten der Studiosi, Magistri und Magi freuen.

Lutisana Gutherz
Ratsgelehrte der Drachenritter