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und entsprechen nicht zwingend den Gegebenheiten...also lese mit Skepsis.

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Datum: 26.02.2017
Autor: Yun’ume Inasa Ered’Falun
Thema: Sonstiges
Titel: Geistreise
Aethaeria

Die Geistreise und ihre praktische Anwendung im arcanen Alltag

Einleitung

Viele Berichte und Sagen verschiedenster Völker beschäftigen sich mit der angeblich nur den Elfen und „magischen Lebewesen“ wie Einhörnern, Feen und ähnlichem zugeschriebenen Fähigkeit, sich mit lautlosen Worten, dem sogenannten Geistsprechen (auch Gedankenübertragung genannt) zu verständigen.
Hierbei formt einer der beiden Gesprächspartner die zu übermittelnden Gefühle und Gedanken in eindeutige Worte oder Bilder und setzt seine arcane Kraft dazu ein, sie einem ebenso arcan begabten Empfänger, welcher nicht schlafen darf oder sonstwie seiner aktiven Sinneswahrnehmung beraubt, einzugeben. Ein schlafender Partner wird dir übermittelten Bilder nur ungenau und undeutlich in seiner Erinnerung wiederfinden, wie es bei jedem Wissen, das man sich im Traume noch einmal in das Bewusstsein holt, der Fall ist.

Vor allem bei der Überwindung weiter Strecken zum Austausch kriegswichtiger Informationen oder im Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse, sowie, in selteneren Fällen auch Pflege langjähriger Freundschaften durch Informationsaustausch wird die Geistreise genutzt.
Hierbei stellt sich für Magier und Magieanwendende Völker anderen Blutes die Frage, wie man denn dieses scheinbar so bequeme Mittel der Verständigung ebenfalls anwenden können.

Latente Empfangsbereitschaft

Die meisten Völker wie Menschen oder Elfen verfügen über eine in ihrem Wesen verankerte Bereitschaft, eine geistige Botschaft zu empfangen, auch wenn sie dieses niemals aktiv durch ein Studium oder einen Magieanwender gelernt haben.
Solche Bereitschaft ermöglicht es dem Sendenden, mittels deutlicher Bilder die Träume eines Empfangenden weitgehend zu beeinflussen und vorhandene Eindrücke in die notwendige Richtung zu bewegen, ein gern benutztes Mittel geübter Geistsprecher, um sich aus einer misslichen Lage (zum Beispiel einer missglückten vorläufig irreversiblen Verwandlung in ein Lebewesen ohne Sprechorgane und die Fähigkeit, sich zu bewegen) zu befreien.

Latent vorhandene Bereitschaft zum Empfang findet sich bei jedem Volke wieder, dass Magieanwender stellt, wird allerdings durch das lebenslange und häufige Tragen schwerer Metalle (durch Ausübung des Kriegshandwerks) meistens abgeschwächt oder mehr noch, unterdrückt und kann dann nicht überwunden werden.

Eine aktive Ausübung arcaner Kraft, beispielsweise als Magier oder mit Magie kämpfender Kleriker, öffnet einem Geistsprecher das latente Potential einfacher, da die arcanen Wege durch den Empfänger bereits beschritten und somit einfacher zu verfolgen sind.
Einer der wichtigsten Grundsätze bei einer geistigen Übermittlung spricht von der „Tatsächlichkeit des Empfangens“, was bedeutet, dass eine korrekte Übermittlung aller gewünschten Gedanken oder Gefühle nur dann gewährleistet ist, wenn der Sendende den Empfangenden vom Sehen her kennt, eine geistige Verbindung zu einem unbekannten Geist ist nur sehr schwer möglich.
Hierbei übersteigt die Menge der Aufgewendeten Kraft den Nutzen derselben jedoch bei weitem, da die Bilder und Gedanken nur noch verzerrt erscheinen mögen und in den meisten Fällen als unnützer Alptraum abgetan werden.

Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass ein Empfang durch persönliche Kenntnis verbessert wird, die Resultate sind bei Angehörigen der eigenen Rasse und ähnlicher Gesinnung ebenfalls sehr viel besser als bei Wesen, deren grundsätzliche Wesenseinstellung und Veranlagung zu der des Senders im Gegensatz steht (praktisches Beispiel: Hochelfen unter sich senden wesentlich erfolgreicher als ein Hochelf jemals zu einem Dunkelelf/Drow senden kann).
Anmerkung: Personen unterschiedlichen Volkes, aber ähnlicher Gesinnung tauschen sich gleichsam effizienter aus als Personen vollkommen entgegengesetzter Gesinnung, was also den Empfang zwischen einem gut gesinnten Hochelfen und einem der „guten“ Göttin Eilistraee zugetanen Drow möglich machen würde, einen Empfang zwischen einem gut gesinnten Hochelfen und einem chaotisch/böse gesinnten Drow, der Entität Lloth zugewandt, unmöglich machen würde.

Praktische Vorbereitungen

Da der Vorgang des Geistreisens eine große Menge an arcaner Energie benötigt und auch die Konzentration auf keinen Fall fehlen oder durch Nebengeräusche gestört werden darf, empfiehlt es sich, dass der Sendende sich in einem geschlossenen Raum, wenn möglich in größerer Höhe, zurückzieht. Nicht zuletzt wegen solcher Gedanken lassen viele Magieanwender größerer Fähigkeiten schließlich Türme mit entsprechenden Räumen für ihre Studien und Forschungen errichten.
Es empfiehlt sich, den Raum durch eine Vertrauensperson bewachen zu lassen, da der Körper im Zustand der Geistreise ohne Schutz für jeden liegt und sich der Magieanwender nicht gegen physische Angriffe wehren kann. Ebenso ist angeraten, dass jene Vertrauensperson die Wärme im Raum konstant auf einem angenehmen Durchschnitt hält und nach einer vereinbarten Zeit beginnt, den Magieanwender aus seiner Trance zu erwecken, damit eine Überanstrengung verhindert wird.

Grundsätzlich ist anzuraten, eine Geistreise erst dann anzutreten, wenn alle körperlichen Bedürfnisse erfüllt sind, was im Durchschnitt bedeutet, gegessen und getrunken zu haben, die Blase einmal noch entleert und genug Schlaf vor der Arbeit gefunden zu haben. Besonders bei jüngeren Magieanwendern ist ebenso anzuraten, sexuelle Wünsche durch entsprechende Aktivitäten einen Tag vorher abzubauen, damit die Konzentration durch solches nicht beeinträchtigt wird.

Für die Zeit nach der Rückkehr von der Reise sollten Decken bereitliegen sowie eine Schale mit getrockneten Früchten zur Verfügung stehen, um dem erschöpften Körper nach der Anstrengung schnell wieder neue Energie sowie Wärme zuzuführen. Die meisten Geistreisenden entspannen sich nach einem solchen Abend durch Schlaf oder ein warmes Bad und eine Massage, so die Möglichkeit dazu gegeben ist.
Zu bedenken für jeden, der die Geistreise antreten möchte, sei folgendes: Das schnelle Vergehen der Zeit ist für einen Geistreisenden kaum wirklich spürbar, wer noch unerfahren auf jenen Pfaden wandelt, sollte sich auf jeden Fall nach einer vereinbarten Zeit von der Vertrauensperson wecken lassen, um eine Überanstrengung und somit ein Verbleiben auf der geistigen Ebene zu vermeiden.

Eine mit Vorbereitung und Entspannung vollständige Geistreise wird kaum weniger Zeit als einen halben Tag benötigen, allein die Vorbereitung sollte mindestens zwei Stunden Ruhe und Konzentration umfassen, um den Körper auf die lange Abwesenheit des Geistes vorzubereiten.
Geübtere Geistreisenden werden von Zeit zu Zeit weniger Stunden benötigen, sich vorzubereiten, aber es lässt sich feststellen, dass man eine grundsätzliche Ruhe im Gemüt benötigt, um überhaupt effektiv reisen zu können. Aufregung durch Kampf oder persönliche Schwierigkeiten verschlechtern die Aussicht auf eine erfolgreiche Reise.

Partnerschaftliche Geistreise

Zu empfehlen ist, wie die Erfahrung der Mitglieder meines Hauses in meiner Heimat Tamriel zeigt, die Geistreise zu zweit oder zu dritt, wobei eine der Personen die aktiv reisende Person darstellt, die zweite die Körperfunktionen der ersten kontrolliert, und gegebenenfalls die dritte Person ein Kraftreservoir für die erste Person darstellt, so sich unerwartete Schwierigkeiten bei der Übermittlung wichtigen Wissens ergeben sollte.
Ein Reisepartner sollte nicht mit der Vertrauensperson verwechselt werden, deren alleinige Aufgabe es ist, die äußeren Bedingungen des Geistreisenden aufrecht zu erhalten; ein Reisepartner kümmert sich nur um die inneren Abläufe. Es wird also in jedem Falle die Hilfe einer Vertrauensperson angeraten.

Für viele Geistreisenden stellen Reisepartner eine deutliche Erleichterung dieser zehrenden arbeit dar, da zum einen das Gefühl der Einsamkeit, welches einen in der Geistebene allzu leicht befallen mag, so gut unterbunden werden kann, und zum anderen weniger der dringend nötigen eigenen Kraft dafür aufgewendet werden muss, sich selbst zu kontrollieren, um die eigenen Grenzen zu erkennen. Der Moment des Erlöschens eigener Kraft ist ein sehr flüchtiger, selbst für erfahrenere Geistreisende mag dieser nicht immer genau zu greifen sein, sodass aktive Unterstützung mehr als hilfreich sein kann.

Beste Resultate lassen sich bei einer partnerschaftlichen Geistreise mit Partnern erzielen, die sich freundschaftlich oder in Liebe nahe stehen, deren Verhaltensweisen untereinander schon bekannt sind und die im Allgemeinen gut miteinander auskommen. Je mehr Harmonie außerhalb besteht, desto einfacher wird die Verständigung zu einem Zeitpunkt, wenn Worte oder Gesten mehr Kraft als vorhanden verbrauchen würden.
Ein seelisches Unisono zwischen den Reisepartnern erleichtert also in jedem Fall den Umgang und auch das Weitergeben von Kraft und Erfahrung.
In meiner Heimat ist es üblich, dass Eltern und Kinder bei Geistreisen zusammenarbeiten, wobei der Elternteil die Überwachung übernimmt, wie es jenen auch durch die Erziehung und das Aufwachsen des eigenen Kindes in ihrer Natur liegt.

Eintreten in den Zustand der geistigen Freiheit

Für den Schritt aus dem bewussten Kontrollieren des Körpers heraus in die geistige Freiheit gibt es für niemanden dieselbe Methode. Jedes Lebeweisen verbindet anderes mit dem Gedanken an Freiheit, und so mag es für den einen ein bestimmter Pflanzenduft sein, der seine Sinne für das Herausgleiten öffnet, für einen anderen eine bestimmte Melodie, für einen dritten die Erinnerung an einen schönen Ort in der Natur.
Grundsätzlich kann das Gleiten des Geistes aus dem Körper nur zum Teil erlernt werden, der entscheidende Schlüsselreiz jedoch kann nur vom Anwender selbst gefunden werden. Manche Aspiranten finden ihren Schlüsselreiz nie, manche so schnell, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan, als den Geist für eine Reise zu öffnen.

Die Beruhigung des eigenen Körpers, das bewusste, in Konzentration geschehende Ausschalten der einzelnen Körperfunktionen, ist stark mit ruhiger Atmung verbunden, die man über Wochen hinweg auf die Schnelligkeit des Atmens bei tiefem Schlaf zu senken versuchen sollte. Dabei hilft es, die vorher erwählte Vertrauensperson damit zu betrauen, den eigenen Schlaf zu beobachten und die Frequenz des Atmens bestimmen zu lassen.
Hat man erst einmal seinen eigenen Schlaf-Atem- Rhytmus erreicht, fällt es leichter, die Funktionen des eigenen Leibes zu vergessen, als befände man sich im Wachzustand und wäre durch eine andere Aufgabe so weit abgelenkt, dass man dem Atmen keine Beachtung mehr zollt.
Bewusste Konzentration auf jenes, das für einen selbst dann den entsprechenden Gedanken an unendliche Freiheit, das Ende der Einengung durch körperliche Grenzen bedeutet, lässt schließlich den Geist in die zweite Ebene des Bewusstseins eintreten.
*** Ab hier ist der Text von Craven unkenntlich gemacht worden ***
Für meine Person ist der entsprechende (umschriebene) Schlüsselreiz das Gefühl, wie der Wind in den Bäumen zu leben, dem Wind zu lauschen, lässt mich die eigene Hülle schnell vergessen – ich erfuhr allerdings auch von anderen, die sich ein kompliziertes Ritual mit einer Verquickung aus Düften, Worten und Melodien zurecht gelegt hatten, um die nötige Konzentration für das Verlassen zu erreichen.
*** Bis hier ist der Text von Craven unkenntlich gemacht worden ***
Grundsätzlich scheint es dem elfischen Volke bedeutend leichter zu fallen als jedem anderen Volk, die Schranken des Leibes hinter sich zu lassen, jedoch hatte ich bisher zu wenig Gelegenheit, dieses in Feldversuchen eindeutig zu klären. Bisher jedoch konnte ich einen entscheidenden Punkt feststellen: Je weniger der Aspirant durch materielle Überlegungen oder das Streben nach Macht gebunden ist, desto leichter fällt es ihm, die Ebenen des Bewusstseins zu erreichen.

Schlüsselreize können allerdings auch dazu benutzt werden, einen Aspiranten in der ersten Bewusstseinsebene zu verwirren oder gar in einen Zustand geistiger Not treiben, der sie leicht beeinflussbar für andere macht. Es ist daher anzuraten, den genauen Schlüsselreiz niemandem zu verraten, nicht einmal einer Vertrauensperson oder einem Reisepartner.

Die einzelnen Bewusstseinsebenen

Jeder Geistreisende betritt beim Herausgleiten aus seiner körperlichen Hülle die zweite der insgesamt fünf Bewusstseinsebenen, der Körper verharrt in der ersten Ebene.
Die Ebenen spalten sich auf wie folgt:

Erste Bewusstseinsebene (Realität)
Hier verharren für einen Geistreisenden alle stofflichen Beeinflussungen und Gegenstände sowie Körper. Die Erste Ebene ist unser täglicher Umgang, die Welt, wie wir sie als unsere Realität erleben, gefüllt von dem vollen Spektrum aller Gefühle, aller Erlebnisse. Nur hier kann unser Körper direkt beeinflusst werden, auf allen anderen der vier Ebenen wird allein der Geist berührt, nicht aber der zurückgebliebene Körper.
Auf der ersten Ebene vermag man allein in seinem eigenen, persönlichen Umfeld zu verharren, da es nur schwer möglich ist, in zwei Körpern zugleich zu leben. Alle Gegenstände, Lebewesen und Ereignisse geschehen und existieren auf dieser Ebene in Jetztzeit.

Zweite Bewusstseinsebene (Traumebene)
Die zweite Ebene ist direkt durch unsere Wünsche und unsere Träume beeinflusst, jedoch beginnt hier auch der Einflussbereich anderer. Wie die eigenen Wünsche und Träume hier vorhanden sind, finden sich auch die Wünsche und Träume anderer, die nicht von den eigenen abgegrenzt sind und auch nicht abzugrenzen sind. Am einfachsten für uns lässt sich diese Nicht-Abgrenzung aufzeigen, wenn man die eigenen Alpträume, die sehr oft erschreckende Bilder in sich tragen, die man niemals selbst erlebt hat, betrachtet, Alpträume erklärt man auf Tamriel mit dem Nicht-Vorhandensein der Abgrenzung zwischen einzelnen Traumbildern.

Am einfachsten lässt sich diese Ebene mit einer schwarzen, weiten Fläche beschreiben, die immer wieder von bunten, sich bewegenden Bildern und farbigen Fäden aus Lichtstrahlen angefüllt ist.
Die weite Unendlichkeit lässt jedes einzelne Bild sehr klein erscheinen, jedoch geht von den verschiedenen Träumen und vor allem den Wünschen eine sehr gefährliche Anziehungskraft aus, denen ein Geistreisender zu widerstehen versuchen muss.
Einmal in einem Traumbild gefangen, vermag man sich nur schwer zu lösen und verharrt oft stundenlang ohne merkliches Ergebnis in der einem selbst angenehmen Vorstellung.

Da jene Traumbilder jedoch meist nur sehr kurze Zeit an einem bestimmten Ort existieren, vermag man durch schnelle geistige Bewegung diesen Bildern auszuweichen und sie zu umgehen.
Um die bestimmte Person zu finden, welcher man seine Botschaft übergeben möchte, muss man dem Gedankenmuster des anderen folgen.

Für jedes Lebewesen gibt es ein anderes, unmissverständliches Gedankenmuster, das durch die Persönlichkeit des Lebewesens bestimmt ist.
Der schnellste Weg zum Entdecken eines solchen Musters auf der Traumebene ist, den Wünschen und Gedanken des bekannten Gegenübers nachzuforschen und dann den, farbigem Lichtschein ähnlichen, Gedankenspuren bis zu einem aktiv benutzten Traumbild zu folgen, um es entsprechend der Botschaft durch eigene Einwirkung zu ändern.
Den Rückweg zu den eigenen Gedankenmustern findet man relativ einfach, indem man den eigenen Wünschen folgt und schließlich am Punkt der höchsten Konzentration eigener Gedankenspuren den Rückweg in den Körper sucht.

Die Dritte Ebene (Erinnerungsebene)
Wird nicht nach einer bestimmten Person, sondern nach Geschehnissen der Vergangenheit gesucht, die sich im eigenen Leben oder in dem Leben eines anderen ereignet haben, muss man die zweite Ebene in der erhobenen Richtung zu einem weiteren schwarzen Nichts verlassen und tritt letztendlich in die dritte Ebene ein.
Jene kann man sich als ebenfalls schwarze Fläche visualisieren, welche von unzähligen kleinen Lichtpunkten übersät ist, dem Sternenhimmel gleich.

Wie auch am Sternenhimmel vermag man nach bestimmten Formationen zu navigieren, jedoch gestaltet sich eine solche Suche schwierig, so man sich nicht zuvor die Mühe gemacht hat, in Versuchen die Richtung der gewünschten Erinnerung unter den abertausend anderen zu bestimmen. Dieses kann nur gelingen, so man sich die Zeit nimmt, sich bewusst zu der einen oder anderen Erinnerung zu begeben und diese nochmals zu erleben, sei sie nun angenehm oder schmerzlich.
Besondere Erinnerungen kann man willentlich auch mit einem Farbreiz versehen, der allerdings nach mehreren Sommern wieder verblasst, geübte Reisende auf der Ebene der Erinnerungen erneuern ihre Markierungen so oft wie möglich.

Die Ebene der Erinnerungen ist zeitlich ungleich kritischer als die Ebene der Träume. Vermag man sich aus einem Traumbild noch innerhalb rationaler und selten anstrengender Grenzen zu lösen, sobald man sein Versinken in einen Traum erkannt hat, sind wieder erlebte Erinnerungen ungleich gefährlicher, da sich das eigene Zeitempfinden mit dem Zeitempfinden der Erinnerung mischt. Gerät man an eine Erinnerung, die mehrere Tage oder gar Wochen ohne Abriss umfasst, kann es durchaus passieren, dass man sich in jener vollkommen verliert, da die Dichte der Erlebnisse einen vollständig umfängt.
Gerade für Reisen auf die Erinnerungsebene empfiehlt es sich, eine Vertrauensperson mit einem genau abgesteckten Zeitrahmen bei sich zu haben, die den Reisenden dann wecken kann, falls er es nicht schaffen sollte, zu Beginn des Kraftverlustes selbst zurückzukehren.

Gleichzeitig ist die Ebene der Erinnerungen durch die Fülle der abgelegten Informationen ohne genaue Markierung der Richtungen unmöglich zu durchqueren, muss man hier nicht nur (sollte man nach fremder Erinnerung suchen) dem Gedankenmuster eines anderen folgen, sondern auch gleichzeitig sehr genau unterscheiden, welche Erinnerung von Nutzen sein kann und welche unnütz ist.
Zumeist sind Wege, die einen in die Erinnerungsebene führen, sehr genau vorher abgesteckt, da man nur mit Hilfe vieler Einzelheiten sich überhaupt einen Weg durch dieses vollendete Wirrwar suchen kann.
Anwender von Rauschgiften und ähnlichen, die Sinne verwirrenden Pflanzengiften verharren meist mit ihren Gedanken in der zweiten oder dritten Ebene, können aber nach Abklingen der rauschhaften Wirkung keines der Erlebnisse mehr genau zuordnen. Einer Anwendung von Rauschgift zur einfacheren Reise in die Ebenen ist also dringlich abzuraten, da die gewonnenen Erkenntnisse äußerst flüchtiger Natur sind.

Die Vierte Ebene (Zeitebene)
Nur die erfahrensten Geistreisenden wagen sich jemals in die vierte der Ebenen vor, welche vollständig von den Lebens- und Zeitsträngen beeinflusst ist. Hier mischen sich bunte Lichtpunkte mit Lichtfäden, es vermag für die meisten Beobachter zuerst gar kein Sinn oder eine logische Richtung entstehen. Stillstand gibt es in dieser Ebene genauso wenig wie eine einheitliche Bewegung, die verschiedenen Zeitformen, welche durcheinander ablaufen, sind nicht nur verwirrend für das Auge, sondern lassen auch zumeist keine Einordnung zu.
Reisende, die sich genügend Wissen um die Erinnerungspunkte der dritten Ebene erworben haben und durch ihre eigenen, an den Erinnerungssträngen entlang gelegten Markierungen in der vierten Ebene eine Orientierungshilfe haben, vermögen sich an einzelnen Zeitsträngen zu bewegen, müssen aber wie jeder andere Reisende auch strikt darauf achten, sich nicht in der Flut von zeitlichen Ereignissen zu verlieren.

Die Erinnerungsebene ist geordneter, macht aber die Suche nach Ereignissen, die speziell Personen aus einer anderen Zeit betreffen, sehr schwer, um nicht zu sagen, unmöglich, da einem die Gedankenmuster bereits Toter immer fehlen werden, in der Zeitebene muss man allein versuchen, in einem Zeitstrang bekanntes zu entdecken (sei es ein Name eines früheren Königs, ein bestimmtes Wappen oder ähnliches), um zu erkennen, dass man den richtigen Zeitstrang gefunden hat.

Sich aus einem Zeitstrang zu lösen, sollte man erst einmal von dieser urgewaltigen Macht eingesogen werden, ist jedoch schier unmöglich und kann meist nur durch das Einwirken der Vertrauensperson geschehen, die den Rückholreiz anwendet, um den Reisenden zurückzuholen.
Für junge Reisende ist diese Ebene keinesfalls zu empfehlen, da die Bewegung auf und in ihr große Mengen an Kraft verbraucht, die erst durch beständige Übung erworben werden können.

Die Fünfte Ebene (Chaos)
Ist es noch möglich, der vierten Ebene durch äußeres Einwirken zu entkommen, so wird das bei der fünften Ebene nicht mehr funktionieren. Die Grenzen zwischen vierter und fünfter ebene sind fließend, und viele Geistreisende haben sich im Wahnsinn immer neu gebärenden Lebens und neu geschaffener Kreaturen und Zeitstränge auf der fünften Ebene verloren, da sie mit ihrer eigenen Kraft fahrlässig umgegangen sind.
Allgemein wird die fünfte Ebene als das „immer Neue“ beschrieben, für das es keine eindeutige Definition geben kann, denn was noch im einen Moment ist, vergeht im nächsten und wird durch anderes ersetzt.

Eine ruhige Navigation und ein Ausweichen vor Bildern und Empfindungen ist in der Ebene des Chaos nicht mehr möglich, da es hier keine Fixpunkte gibt, an die man sich klammern könnte.
Auch das Anbringen eigener Markierungen ist in dieser Ebene durch ihre beständige Neuordnung nicht möglich.
Allein durch den Mut erfahrenster Geistreisender, die sich gemeinschaftlich an einen in der Unendlichkeit schwindenden Zeitstrang angenähert haben, war es möglich, von dieser, einstweilen als letzte Ebene bekannt gewordenen, Umgebung zu erfahren, niemand, der sie bewusst gesucht und betreten hätte, ist jemals von ihr zurückgekehrt.

Rückkehr aus der Geistreise

Die sichere Rückkehr aus einer Geistreise hängt in ihrer Wahl der Mittel von den angestrebten Ebenen ab. Reisende aus der zweiten und dritten Ebene finden in der Regel leicht noch selbst zurück, während ein Weg in die vierte Ebene die Mithilfe einer Vertrauensperson bedingt.
Eine heftige Sinnenerfahrung, Schmerz oder ein unangenehmer Geruch, der für den Reisenden ekelhafte Erinnerungen beschwört, sind solche Rückholreize, die von Zeit zu Zeit erneuert werden müssen, um ihre Wirksamkeit nicht zu gefährden.
Solange ein zweiter, den Körper kontrollierender Reisender zugegen ist, kann auch diesem die geistige Auslösung eines solchen Reizes übergeben werden, sobald der Körper des Reisenden beginnt, Erschöpfungszeichen aufzuweisen.

Gefahren der Geistreise

Wie schon bei der Beschreibung der Ebenen erwähnt, ist es sehr leicht, sich in den Bildern von eigenen Wünschen oder eigenen Erinnerungen zu verlieren, jedoch sind dies nicht die einzigen Gefahren der Reise des Geistes.
Es wurde schon oft von Reisenden der vierten ebene berichtet, die nicht mehr genug Kraft hatten, um in ihre eigenen Leiber zurückzukehren und welche durch Entitäten des Chaos, die ihre wechselhafte Umgebung gewöhnt sind, verdrängt wurden und so lange körperlos in der zweiten Ebene umhertrieben, bis man es geschafft hatte, den unerwünschten Gast aus seiner neuen Heimat zu exorzieren.
Höhere Dämonen, die in einer Rückkehr im eigenen Körper wenig Sinn sehen, versuchen so gern, zu schwache Geistreisende zu beeinflussen und wenn möglich, zu verdrängen, um deren Körper zu übernehmen.
Durch die Benutzung der Geistmuster der Reisenden mag für die Vertrauensperson zuerst nicht einmal auffällig werden, dass sich der Besitzer des Körpers geändert hat, aber je mehr die Muster in jenem Dämon verblassen, desto offensichtlicher wird der Unterschied.

Gleichsam durch den relativ wehrlosen Zustand des eigenen Geistes dem selbst gefundenen Schlüsselreiz gegenüber kann der Reisende von aussen beeinflusst werden, je öfter der Schlüsselreiz durch eine andere Person betätigt wird, desto unsicherer wird der eigene Geist in der Regel dadurch, da man sich gegen diesen Reiz schützen muss, dem man sich normalerweise freiwillig ergibt.
Durch Schlüsselreize beeinflussbar gemachte Reisende müssen sich häufig um einen neuen Schlüsselreiz bemühen, wollen sie nicht durch jene feindselige Handlung eines anderen an ihrer geistigen Gesundheit leiden.

Selbstverantwortlicher Eid der Geistreisenden

„Ich schwöre zu achten all jene, deren Träume und Wünsche ich in den Ebenen erblicke.
Kein Wort über das Gesehene innerer Wünsche anderer wird über meine Lippen dringen.
Ich achte auf meinen eigenen Leib und stelle sicher, dass jener keinem anderen zu Schaden gereicht.
Niemals werde ich das Wissen um die Schlüsselreize eines anderen gegen diesen verwenden, um seinen Geist zu kontrollieren.
Mein Weg wird mich in Welten führen, die ich so wenig wie möglich zu beeinflussen versuche.
Tod oder andere Ereignisse in bereits geschehenen Zeiten werde ich durch meine Hand weder verhindern noch verändern.
So schwöre ich für jetzt und für alle noch kommenden Zeiten als Reisender der Aethaeria.“

Yun’ume Inasa Ered’Falun

Maga